Das Warten hat ein Ende. Heute um 16:00 Uhr (CAT) beginnt die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™. Sie wird sicher nicht mit den vorherigen 18 Turnieren zu vergleichen sein und nicht nur ein Land, sondern einen ganzen Kontinent in ihren Bann ziehen. In den nächsten 31 Tagen wird in Nelson Mandelas Heimatland ein fussballerisches und kulturelles Fest beginnen, dessen Farbenpracht, Geräuschkulisse und Begeisterung die Sinne betäuben dürfte.
Seit Südafrika am 15. Mai 2004 den Zuschlag für die Ausrichtung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010 bekam, hat die Vorstellung eines WM-Turniers auf dem afrikanischen Kontinent weltweit Millionen von Menschen begeistert. Jetzt steht das Eröffnungsspiel zwischen den Gastgebern und Mexiko unmittelbar bevor. In fussballerischer Hinsicht trennt die Südafrikaner jedoch noch ein weiter Weg von der Elite.
Die Südafrikaner rangieren zurzeit auf Platz 83 der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste und konnten mit ihrem 1:0 gegen Slowenien bei der WM 2002 erst einen WM-Sieg verbuchen. Doch als 16. Gastgeberland des größten Fussballereignisses der Welt wird Südafrika sich in der Sportwelt einen großen Namen machen.
Die Menschen hoffen darauf, dass dieses Turnier entscheidende Veränderungen für das Land bringen wird und dass Schwarze und Weiße gemeinsam ihre Bafana Bafana anfeuern werden. Die WM soll ein weiterer Schritt in eine friedvollere, gemeinsame Zukunft des Landes sein. Mit den lauten Vuvuzelas und der typisch südafrikanischen Lebensfreude dürfte diese WM zu einem unvergesslichen Spektakel für unsere Augen und Ohren werden. Das gilt auch für die Hauptakteure des Turniers: Superstars wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Wayne Rooney sowie weitere Fussballer aus aller Welt werden ihr Fussballtalent in zehn atemberaubenden Stadien zur Schau stellen.
Angesichts des vollen Fussballkalenders ist es manchmal schwierig, echte Begeisterung für ein Turnier auszulösen, wenn kurz darauf schon ein weiterer, ähnlich großer und aufregender Wettbewerb ansteht. Die WM 2010 könnte sich jedoch von den vorherigen Turnieren unterscheiden, da sie die potenziellen Fähigkeiten eines Kontinents mobilisiert, für dessen Mannschaften bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft spätestens im Viertelfinale Schluss war.
In den vergangenen sieben Monaten seit Bekanntgabe der 32 WM-Teilnehmer stellte man in allen Ecken der Welt Mutmaßungen an, wer wohl als Gewinner aus dieser WM hervorgehen könnte. Holt Brasilien zum sechsten Mal den Titel? Wird es Spanien nach dem ersten Sieg bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren gelingen, die letzte Hürde zu nehmen und sich auch auf globaler Ebene durchzusetzen? Kann Diego Maradona die argentinische Nationalmannschaft mit seiner unnachahmlichen Art von der Trainerbank aus genauso zum Titel führen, wie er es 1986 auf dem Spielfeld tat? Kann Italien seine Erfolgsserie der 30er Jahre wiederholen und zwei Titel in Folge gewinnen?
Ebenso interessant ist die Frage, wer die erfolgreichste afrikanische Mannschaft des Wettbewerbs werden wird? Die Gastgebernation, Kamerun (zum sechsten Mal bei der WM dabei) oder die talentierten Ivorer? In den nächsten Wochen werden all diese Fragen beantwortet werden, bis letztendlich nur zwei Mannschaften übrig bleiben. Diese werden dann im Soccer-City-Stadion ausspielen, wer die kommenden vier Jahre den Titel des Weltmeisters tragen darf. Solange, bis in Brasilien 2014 wieder alles von Neuem beginnt.
Im nicht weniger atemberaubenden Soccer-City-Stadion von Johannesburg, in dem 1990 die erste Massenkundgebung nach Mandelas Freilassung stattfand, wird morgen das erste von 64 Spielen stattfinden. Einerseits ist dies kein Neuland für Südafrikas Trainer Carlos Alberto Parreira, denn mit seiner sechsten Vorstellung als Trainer bei einer WM stellt er einen neuen Rekord auf. Andererseits wird diese WM auch für ihn eine ganz neue Erfahrung sein: Die ständig aufs Neue genährten Hoffnungen des Gastgeberlandes auf eine erfolgreiche WM sowie die Leidenschaft und Begeisterung, mit der die Regenbogennation ihrer Mannschaft den Rücken stärkt, verleihen der Traineraufgabe eine neue Dimension.
Man darf auf spannende Spiele an allen Spielorten hoffen. Da gibt es einmal die Gruppe G, die man wohl als die traditionelle "Hammergruppe" bezeichnen kann. Hier kämpfen Brasilien, die Elfenbeinküste, Portugal und die DVR Korea um den Gruppensieg, und alte Rivalitäten werden wieder aufleben. Mit der Slowakei ist lediglich eine Mannschaft neu im Wettbewerb, während zwei Trainer bei dieser WM die Chance haben, ihren Vorgängern Franz Beckenbauer und Mario Zagallo nachzueifern und den Pokal als Spieler und nun als Trainer zu holen. Johannesburg ist auch unter dem Namen Stadt des Goldes bekannt, und es könnte in der Tat keine bessere Bezeichnung für den Schauplatz geben, an dem der Titelgewinner der WM 2010 die glänzende Trophäe in den Händen halten wird. Doch bevor dieser Moment kommt, am späten Abend des 11. Juli, warten noch jede Menge unvergesslicher Geschichten darauf, geschrieben zu werden.